Kreis Viersen
Auf historischen Spuren
zuletzt aktualisiert: 02.10.2007
Kreis Viersen (RP) Die Radtour des Monats führt im Oktober rund um Kempen. Start- und Zielpunkt der rund 37 Kilometer langen vom Kreis Viersen empfohlenen Strecke ist die Burg Uda in Grefrath-Oedt.
Im Jahre 1757 wurde die Burg Uda weitgehend durch französische Truppen zerstört, so dass seit dem nur noch der Rundturm erhalten ist. Der Grundriss der ehemaligen Burg ist als Bodenfundament noch gut vor Ort erkennbar. Von der Burg Uda aus führt die Radroute in Richtung der Niers und zweigt vor der Niersbrücke nach rechts gen Norden ab. Für einige Kilometer folgt der Weg nun dem Fluss, überquert die neue Bundesstraße B 509 und führt anschließend nach links in Richtung Grefrath auf die andere Niersseite.
Doch bevor Grefrath erreicht wird, zweigt die Route rechts ab und folgt weiter dem ausgeschilderten Niersradwanderweg bis zur Langendonker Mühle. Hier wird erneut die Niers gequert, und fortan geht es am rechten Niersufer entlang in Richtung Wachtendonk bis zum Kloster Mariendonk. Hinter den historischen Mauern knickt die Route nach rechts ab und führt für zwei Kilometer gen Osten, bis der Radrundwanderweg Kempen erreicht wird. Diesem folgt die Route weiter Richtung Norden durch die zahlreichen Bauernhöfe der Kempener Platte. Kurz vor Haus Velde wird die Grenzsteinroute erreicht. Sie ist eine neue Radroute der Stadt Kempen und führt entlang der historischen Grenzen des Kempener Stadtgebiets. Den Weg säumen verschiedene Grenzsteine an 13 Stationen, auf denen Informationstafeln über die Vergangenheit informieren. Fortan folgt die Strecke der Grenzsteinroute in Richtung Schauteshütte. Am dortigen Wegedreieck biegt die Radroute des Monats Oktober links ab und führt in den Ortsteil St. Hubert.
Nachdem nun gut die Hälfte der Strecke zurückgelegt wurde, bietet sich hier eine gute Möglichkeit für eine Rast. Im Anschluss verlässt die Tour die Grenzsteinroute und folgt der Niederrheinroute in Richtung Bendheide. Dort können die Radfahrer auf die Nebenroute 51 der Niederrheinroute wechseln und so zu Haus Gastendonk gelangen. Hier verlassen die Radler kurz das Kreisgebiet, biegen in Richtung Süden ab und folgen dann erneut dem Radrundwanderweg Kempen.
Im Bereich Königshütte verläuft der Weg wieder auf der Grenzsteinroute. Weiter geht es über Unterweiden in Richtung Schmelendorf. Unterwegs an der Baumschule Höfkes lohnt sich ein Blick auf die Grenzsteine. Jeder Stein kann dabei seine eigene Geschichte erzählen.
Kurz vor Erreichen der Überführung über die Bahnlinie Kempen-Krefeld zweigt die Grenzsteinroute nach rechts ab. Die Herbsttour verläuft aber weiter geradeaus über den Radrundwanderweg Kempen durch die fruchtbare Ackerlandschaft. Nach einiger Zeit quert der Weg den Tönisbach. Dieser ist ebenfalls eine historische Grenze des Kempener Stadtgebietes. Im Anschluss biegt die Route nach links in Richtung Grefrath-Oedt ab – direkt zum Startpunkt an der historischen Burg Uda.
Quelle:
Rheinische Post
GREFRATH / NETTETAL
Jetzt wird erst einmal beigemauert bald braucht die Burg eine Komplettsanierung. (Foto: Reimann) Trippe im Niersbruch konserviert
Die Burg Uda ist das Wahrzeichen von Oedt. Archäologen brachten viele Funde ans Licht.
Oedt. Mit Steinschlag im Schatten der Burg Uda musste in den letzten Wochen gerechnet werden. In regelmäßigen, witterungsbedingten Abständen löste sich ein Teil des frostgeschädigten und feucht gewordenen Mauerwerks und drohte, im schlimmsten Fall, Fußgängern auf den Kopf zu fallen. "Die entsprechenden Stellen werden beigemauert und ausgefugt, um dem weiteren Verfall Einhalt zu gebieten", beruhigt Egbert von Essen von der Gemeinde Grefrath. Die Kosten für diese Maßnahme belaufen sich auf wenige 1000 Euro "aber sobald Geld da ist, muss der Turm komplett saniert werden". Lange schon gilt die Burg als Wahrzeichen der Gemeinde. Von Heimatdichtern besungen, von den Oedtern innig geliebt. Doch erst 200 Jahre nach der endgültigen Zerstörung der Burg durch französische Truppen begab man sich auf Spurensuche. Mittels umfangreicher Sanierungsarbeiten rettete man die Ruine in den 1950er-Jahren vor dem Verfall. Die Fundamente des Mauerwerks wurden ausgebessert, die Turmkrone erneuert. 1959 führten Archäologen vom Rheinischen Landesmuseum in Bonn eine Testuntersuchung durch. Dabei stellte sich heraus, dass eine Ausgrabung nicht nur Heimatforscher beglücken sondern auch interessante baugeschichtliche Aspekte beleuchten könnte.
Unter der Leitung des Hamburger Archäologen Kurt Schietzel wurde 1962 mit den Arbeiten begonnen. Probleme bereitete der sumpfige Niersbruch Pumpen mussten eingesetzt werden, um die Funde bergen und dokumentieren zu können. Bald stand fest: Burg Uda war einst eine quadratische Anlage von 30 Meter Seitenlänge, umrahmt von vier Türmen. Eine Vielzahl von Funden, durch die Moorlandschaft konserviert, gab Hinweise auf das Leben auf der Burg. In erster Linie stieß man auf Keramik des 14. bis 16. Jahrhunderts. Schüsseln aus blaugrauem Ton wiesen gar bis ins 11. Jahrhundert zurück. Glasgefäße, eine bronzene Hausglocke und ein ausgesprochen gut erhaltenes Beil, grün-glasierte Ofenkacheln, Fundstücken in östlichen Ländern ähnlich, und Tierknochen ließen die Herzen der Wissenschaftler höher schlagen.
Außergewöhnlich: Der Fund einer Trippe, eines mittelalterlichen Holzschuhs, an dem noch Lederreste und Nägel erhalten waren. Waffen fand man nicht, abgesehen von einigen Kanonenkugeln, die den Bewohnern der kurkölnischen Festung nicht willkommen gewesen sein dürften. Einen genaueren Überblick über die Zugangswege lieferte die skizzenhafte Darstellung aus dem Jahr 1623, die sich im Düsseldorfer Hauptstaatsarchiv befindet. Da wird auch deutlich, wie eng die Feste mit dem Dorf verbunden war. Viele Fundstücke sind im Rathauskeller ausgestellt. Dort hegt und pflegt der Heimatverein die Schmuckstücke.
Mittelalterliches Treiben an Burg Uda
Das wohl größte Fest, das je in Oedt gefeiert wurde, steht vor der Tür: Das Burgspektakulum am nächsten Wochenende. An der Verwirklichung des historischen Festes arbeitet die Interessengemeinschaft Ortsleben Oedt und Mülhausen seit vergangenen Herbst. Auch Vereine, Handwerker, Firmen, Einzelhandel und Privatleute werden mitmachen.
Am 4. und 5. Juni wird das Umfeld der Burg Uda zu neuem Leben erwachen. Das erste Burgspektakulum wird ein Stück Mittelalter an die Niers bringen. Im Schatten der Burgruine und auf dem angrenzenden Kirmesplatz wird gefeiert und getafelt, musiziert und gearbeitet. Gleich zwei verschiedene Ritterlager werden aufgeschlagen von Wikingern und Wölfen, die aus dem Ruhrgebiet und aus Westfalen kommen.
Die mittelalterliche Budenstadt lockt mit über 70 Ständen. Altes Handwerk blüht wieder auf durch Scherenschleifer, Papiermacher, Schmied, Holzschuhmacher, Lederpunzierer, Oberbrenner, Bienenkorbflechter, Töpfer und Suppenhersteller. Waschfrauen und Spinnerinnen wollen an längst vergangene Zeiten erinnen, Märchenerzähler sollen Kinder in ihren Bann ziehen. Auch Ritterspielzeug und Laubsägearbeiten werden hergestellt, mit Pfeil und Bogen kann geschossen werden.
Live-Musik gibt es nicht nur von den Four-Corners. Eine niederländische Blasund Jux-Kapelle sorgt für Stimmung, Oedter Vereine für Tanz und Musik. Mittelalterliche Lieder mit Zupfinstrumenten werden erklingen. Und Oedter Unternehmen vom Floristen über Optiker bis hin zum Autohaus sind aktiv am Geschehen beteiligt. Zudem will Comedy-Star Agathe die Besucher mit Kabarett und Improvisionstheater begeistern. Der erste Preis einer reich bestückten Tombola ist ein Fahrrad. Als Ausweichparkplatz steht der ehemalige Platz 2 der Niers-Kampfbahn zur Verfügung.
31.05.05 Von Verena Schade
Quelle:
Westdeutsche Zeitung